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Atlantiksegeln: Von Malaga nach Teneriffa

Wenn man in der Segelausbildung bestimmte Situationen in der Theorie bespricht, fragt man sich nicht selten, ob man je in der Realität damit konfrontiert werden wird. Irgendwann ist aber immer das erste Mal und so begann unser Törn von Malaga über Gibraltar und Madeira nach Teneriffa im nächtlichen Nebel. Der für Nebel theoretische Lehrbuch-Rat, die Geschwindigkeit auf das für die Manövrierfähigkeit notwendige Mindestmaß zu reduzieren, bringt einen aber im wahrsten Sinne nicht weiter. So fuhren wir beherzt auf Gibraltar zu und verließen uns auf AIS-Signale der Berufsschifffahrt, die tiefen und schweren Töne der Schiffshörner und die beeindruckende Decksbeleuchtung der Supertanker, die im Nebel wie das diffuse Licht einer Kleinstadt auf dem Wasser wirken.

Wir legten uns in Gibraltar in die brandneue Marina Alcaidesa auf spanischer Seite, die viel Platz für alle Bootsgrößen bietet und von wo aus man einen schönen Blick auf den berühmten Felsen hat.

Der „Gibr al Tar“ (Felsen des Tar) hat seinen Namen von einem maurischen Fürsten. Die Wetterlage bedingte, dass auf der Leeseite, genau über der Stadt, die ja britisches Territorium ist, dicke Wolken hingen, während es auf spanischer Seite sommerlich war. Vielleicht kommt das ja den Briten, die hier leben entgegen. Den Affen jedenfalls, die sich im Nationalpark oberhalb der Stadt tummeln, ist das Wetter ziemlich egal. Sie führen ein entspanntes Leben, gut genährt von den zahlreichen Touristen, die die Attraktion Gibraltars erleben wollen. Ansonsten ist dieser Fleck vor allem ein riesiger Hafen und macht mit einer Grenze, die genau über die Start- und Landebahn des Flughafens führt, die Absurdität von Hoheitsansprüchen deutlich.


Nachdem wir bereits in Malaga ordentlich Proviant gebunkert hatten, luden wir hier nochmal nach, denn unser Ziel war nicht nur Madeira, sondern auch, in den nächsten 5 Tagen nicht nur Nudeln zu kochen, sondern einen abwechslungsreich kreativen Speiseplan umzusetzen. Unsere Vorliebe für gutes Essen und guten Wein brachte uns beim Skipper dann auch den Beinamen „Fresscrew“ ein. Das hatte seinen Grund aber auch darin, dass, nachdem die ersten 24 Stunden noch von einem kräftigen Rückenwind begünstigt waren, der uns zügig durch die Meerenge auf den Atlantik trug, der Wind gänzlich einschlief. Unter Motor glitten wir sanft die lange Dünung des Atlantik auf und ab, genossen die Farben der Sonnenauf- und -untergänge, lagen in der Sonne, bestaunten vorbeiziehende Wale und kochten und aßen. Neben der Aufgabe, das Boot auf Kurs 270 Grad zu halten war das Essen, denn auch eine der wichtigsten Beschäftigungen.

Wir begegneten kaum Seglern auf der Fahrt. Um so erstaunlicher, dass es gar nicht so leicht war, für unsere Beneteau Cyclades 50.5 noch einen Platz im Hafen von Funchal zu ergattern. Es gibt eine ältere und eine neuere Marina. Die neuere ist zwar gut anzufahren, die sanitären Einrichtungen sind aber irgendwo weit weg, so dass keiner aus unserer Crew sie überhaupt gefunden hat. Es empfiehlt sich im Herbst vorher zu reservieren. Das Zollbüro befindet sich übrigens im älteren Yachthafen unter der Uferpromenade und muss zum ein- und ausklarieren aufgesucht werden.


Funchal selbst ist traumhaft schön. Eine Fahrt mit der Seilbahn auf die Berge oberhalb der Stadt offenbart wunderbare Ausblicke auf die Häuser und Gärten an den Hängen und macht Lust, mehr von der Insel zu sehen. Nach einem opulenten Abendessen und weiteren kulinarischen Einkäufen machen wir uns aber schon am nächsten Tag auf den Weg nach Süden Richtung Teneriffa. Und tatsächlich erlaubt uns eine leichte Brise endlich wieder die Segel zu setzen. Wir kommen gut voran und schon nach 2 Tagen kommen die hohen Felsen der Nordküste Teneriffas in Sicht. Gegen die Abendsonne sieht die Landschaft verwunschen und unwirtlich aus. Vor Santa Cruz, liegen fast ein Dutzend Bohrschiffe und Plattformen zur Wartung, die aussehen wie Sternenzerstörer, die auf ihren Einsatz warten.


Die Häfen der Kanaren sind Ende Oktober voll mit Seglern, die sich auf die Atlantiküberquerung vorbereiten, um den Winter in der Karibik zu verbringen. Ein Kaleidoskop vom verbastelten Einhand-Boot bis zu großen, modernen Yachten mit offensichtlich zahlungskräftigen Crewmitgliedern aus aller Herren Länder.

Teneriffa selbst ist nicht unbedingt eine Trauminsel. Da sind wohl die anderen Kanaren-Inseln attraktiver. Lohnend aber auf jeden Fall ein Ausflug in den Nationalpark EL TEIDE benannt nach dem mit über 3.700 Metern höchsten Berg Spaniens. Eine bizarre Vulkanlandschaft mit Bergen und Schluchten in der man sich fast auf einem anderen Planeten wähnt.


Unsere letzte Etappe führt uns schließlich nach San Miguel de Tenerife in den Süden der Insel. Auch hier geschäftiges Treiben in der Marina. Es braucht schon einiges an Beharrungsvermögen, bis man einen vernünftigen Platz bekommt. Abgewiesen wird aber niemand und so liegen zahlreiche Yachten im „Päckchen“ an der Kaimauer. Unsere zwei Wochen auf See beenden wir, wie könnte es anders sein mit einem guten Essen. Die sechs Crewmitglieder und der Skipper waren ein gutes Team, das, wenn schon seglerisch wenig gefordert, so doch als Mannschaft gut funktionierte. Ein Dank an alle die dabei waren und mich mal wieder eine unvergessliche Zeit erleben ließen.

Das Video vom Törn gibt´s hier: http://sailindividuell.de/video-vom-blauwassertoern-2017/


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